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iSTUFF Projekte

Jedes Semester stehen zahlreiche Projekte an, die uns ermöglichen, sehr abwechslungsreich zu produzieren. So sind wir bspw. bei vielen musikalischen Events in den Clubs vertreten, um die Auftritte aufzunehmen, und insbesondere umfangreiche Produktionen wie die alle zwei Jahre stattfindende ISWIsion schweißen uns weiter zusammen.

 

Format "Den Sternen so nah"

Den Sternen so nah – (c) 2013 iSTUFF

Eine Blick hinter die Kulissen des Projektionsplanetariums: Von der Erfindung vor knapp 100 Jahren bis hin zu den hochmodernen Anlagen von heute.

Musik

“Disabled emotions suite No. 5” von zero-project

“Millennium sunset” von zero-project

“Nightfire 2010” von DJ Fire-Black

“Improvisation on sunday” (ft. The3amAssociation) von Alex

Alle Musikstücke werden unter der Creative Commons Attribution Lizenz 3.0 verwendet.

Gedreht im Planetarium Jena, im Optischen Museum Jena, sowie in Jena selbst.

Hintergrund

Die Sterne haben die Menschen schon immer fasziniert. Schon aus der Bronzezeit sind Aufzeichnungen des Sternenhimmel bekannt (etwa die in Mitteldeutschland gefundene Himmelscheibe von Nebra) und auch Monumentalbauten wie Stonhege aus der Jungsteinzeit, die eine Art grober Kalender waren, zeigen wie früh sich die Menschen mit den Vorgängen am Himmel beschäftigten. Das Problem dabei: Das Funkeln am Nachthimmel faszinierte, gleichzeitig hatte man aber keine Möglichkeiten hinzugehen und es genauer zu untersuchen, so musste man bei der Interpretation des nächtlichen Spektakels der Fantasie freien Lauf lassen .

 Man vermutete im Himmel den Sitz der Götter, glaubte an eine große Kuppel, welche die - natürlich flache - Erde umgibt, und in die scheinbare zufällige Anordnung der Sterne interpretierte man Bilder - so wurde der Himmel das bis heute das größte Bilderbuch der Welt.

 Beobachtet man den Himmel genau und über einen längeren Zeitraum hinweg, so erkennt man, dass er alles andere als statisch ist. Da fliegen Gegenstände übers Firmament, drehen Schleifen und verschwinden plötzlich – kurzum: ein heilloses Durcheinander. Kein Wunder also, dass es einige Zeit dauerte bis man hinter das Geheimnis kam, dass sich weniger die Sterne sondern vielmehr unsere Erde bewegt.

Die unterschiedlichen Vorstellung der Anordnung der Elemente im Raum haben auch die Planetarien beeinflusst. Zeigte man früher noch die Erde im Mittelpunkt, so baute man später Modelle welche die Sonne im Zentrum unserer Sonnensystem darstellten. Planetarien, zu deutsch Planetenmaschinen - darunter verstand man lange Zeit vor allem mechanische Apperate welche die Konstellation der Gestirne zeigen. Einigen dürften solche Geräte vielleicht noch aus der Schulzeit in Erinnerung sein, wenn etwa der Sonnenumlauf der Erde demonstriert wurde. In der Blütezeit der Planetarien, im 18./19. Jahrhundert, wurden nicht nur handliche Modelle, sondern auch hausgroße Apperate errichtet. Letztere waren fast schon Rechenmaschinen für astronomische Konstellationen, so umfangreich war ihre Mechanik. Das Problem dieser mechanischen Konstruktionen war, dass man damit meist auf die Perspektive eines aussenstehenden auf unser Sonnensystem beschränkt war, die sogenannte ptolomäische Ansicht. Die Sicht auf die Sterne von der Erde aus, ist auf diese Weise nur sehr schwierig zu realisieren. So experimentierte man mit anderen Bauformen: Es gab unter anderem Kuppelbauten, in die winzige Löcher gebohrt wurden, so dass Sonnennlicht diese als Sterne erscheinen ließ.

Diesem Problem war sich auch Oskar von Miller bewusst. Kurz zur Vorstellung: Oskar von Miller war ein waschechter Müncher. Sein Vater goss die berühmte Bavaria Bronzesatue an der Theresienwiese, weshalb die Familie in den Adelsstand erhoben wurde. Oskar war Initiator des Deutschen Museums. Seine Idee: Naturwissenschaften und Technik für jeden verständlich erklären. Den Sternenhimmel stellte man dabei mit einem großen ptolomaischen Planetarium nach, doch Miller wollte mehr: Ein weiteres Planetarium mit geozentrischer, also erdgebundener, Perspektive sollte ergänzend gebaut werden. Zusammen mit dem Unternehmen Carl Zeiss, die er mit den Bau beider Planetarien beauftragt hatte, plante er den Entwurf eines optischen Projektors der den Himmel an eine Kuppel werfen sollte. Interessanterweise hatte Zeiss eine ähnlichen Idee erst kuz zuvor abgewiesen.

Der Zeiss-Ingenieur Werner Bauersfeld und sein Team konstruierten in den nächsten Jahren diesen Projektor, dessen Himmelsbereich noch auf die München Breite beschränkt war. Die ersten öffentlichen Testvorführungen in München und Jena ergaben ein begeistertes Feedback. Die Presse nannte den Projektor ehrfürchtig "Das Wunder von Jena". Und so begann man schon früh mit dem Bau eines Nachfolgers, der das lange Zeit charakteristische Knochen- / Handeldesign einführte. Hierbei sind zwei Kugeln auf beiden Seiten eines Stabes angebracht, die jeweils den Sternhimmel der nördlichen bzw. südlichen Hemissphäre beinhalten. Im Bereich dazwischen sind mechanische Getriebe zur Bewegung der Planetendias angebracht.

Neben dem Projektor war Bauersfeld auch einer der Mitterfinder der charakteristischen Planetriumskuppel. Aufbauend auf einem Stahlnetz, umhüllt mit Spritzbeton, bot sie eine große Fläche für den Sternenhimmel und war zugleich relativ leicht. Die Akustik dagegen war sehr schlecht, weshalb man den Rand der Kuppel mit einem porösen Stoff überzog, welcher die Reflektionen mindert.

Die Nachfragen nach Planetarien schoss schnell in die Höhe, doch nicht jeder konnte sich einen der wenigen Projektoren leisten. So begannen bald Firmen auf der ganzen Welt Sternenprojektoren zu bauen. Egal ob Amerika (Spitz), Japan (Minolta, GoTo) oder Frankreich (RSA), die Jenaer Erfindung inspirierte Firmen auf vielen Erdteilen.

Planetarien bestanden schon immer aus mehr als nur einem Sternenprojektor. Diaprojektoren, später auch kleine Videoprojektoren, ergänzten den Sternennhimmel mit zustätzlichen Inhalten. Inzwischen ist die Technik so weit, dass man auch hochauflösende Videos auf die ganze Kuppel projezieren kann. Aus dem Sternentheater wird ein Kuppelkino. Bei der Darstellungsqualität der Sternen ist der optomechansiche Projektor zwar immer noch ungeschlagen, trotzdem gehen manche Planetarien inzwischen aus Kostengründen dazu über nur noch ein Videoprojektionssystem zu installieren. Die verschiedenen Systeme am Markt unterscheiden sich dabei hinsichtlich ihrer Auflösung, Software und dem Kontrastumfang. Die Frage ist hierbei aber, ob sich die Planetarien mit ausufernder Kuppelprojektion nicht ihr eigenes Grab schaufeln: Mit Effekthascherei allein hat man gegen die Konkurenz von Kino und Co. keine Chance. Wer sieht wie begeistert Menschen allein von einem nahezu perfekten Sternenhimmel sein können und wie spannend und zugleich unaufregend der Blick in die dunkle Nacht sein kann, der kann auch ganz gut ohne Ganzkuppelvideo leben.

Das Planetarium Jena bietet darüber hinaus noch eine Laseranlage sowie ein 3D-Soundsystem. Letzteres ist nahezu einzigartig. Entwickelt vom Fraunhofer Institut für digitale Medientechnologien auf Basis der Wellenfeldsynthese, ist es mit ihm möglich Geräuschquellen fast beliebig im Raum zu platzieren und dabei die Akustik im Saal an so gut wie jeden erdenklichen Ort anzupassen - egal ob Kathentrale oder Weltraumbahnhof.

 Was macht aber nun die Faszination Planetarium aus? Immerhin gibt es den Sternenhimmel auch umsonst. Doch durch die großen Errungenschaften unserer Zeit - Licht, Abgase und blinkende Flugzeuge, ist der Blick in den Sternenhimmel nicht mehr so klar wie Ihn unsere Ur-Ur-Urgroßväter vor vielen Jahren erlebten. Wenn im Planetarium das Licht ausgeht und die Sterne erscheinen sieht man realtiv wenig, nach und nach gwöhnt sich unser Auge daran und gibt den Blick auf die gesamte Sternenpracht preis. Durch die zusätzlichen didaktischen Dias wie Meridian und Sternbilder erkennen auch Unkundige endlich einmal den kleinen oder großen Wagen. Die Probleme des künstlichen Sternenhimmels jedoch sind die gleichen wie in der Realität: Videoprojektoren werfen, auch wenn sie kein Bild zeigen, ein leichtes Grau in den Raum, weshalb es inzwischen speziell angepasste Projektoren mit extremen Kontrasten gibt. Doch selbst diese können nicht verhindern, dass die Bilder die sie anzeigen auch die Kuppel erhellen. Zumal inzwischen jedes Handy die Leuchtstärke hat den perfekten Sternenhimmel zu zerstören. Deshalb gilt im Planetarium - mehr noch als im Kino: Handys aus.

So faszinierend die Planetarien und die Technik dahinter auch sein mögen, allen kann man es nie recht machen. "Wissen sie, die Show war ja ganz gut", vertraute mir eine ältere Dame an - "aber im Abspann haben sie Ilmenau mit zwei L geschrieben!".

Weiterführende Informationen

  • Wer mehr über die Geschichte des Planetariumsprojektors und des Planetarium Jenas wissen möchte, dem ist das Buch “Die Weltenmaschine” (ISBN: 978-3-9811120-2-3) der Ernst-Abbe-Stiftung (Herausgeber) zu empfehlen.
  • Eine Übersicht historischer Projektoren findet sich in Englisch im Internet auf der Seite des Planetariums Clubs.
  • Sehr anschaulichen gestaltet sich auch der Überblick über die Planetariumsgeschichte im Optischen Museum Jena.
  • Die beste Variante den Projektor zu erleben ist und bleibt allerdings ein Besuch im Planetarium.